Der geistliche Impuls für den Monat April 2019 von Daniel Soldner (Pastor im Christlichen Zentrum Reutlingen)

                                                               

In diesem Monat bedenken wir in der Passionszeit wieder das Leiden und den Tod Jesu.

Das Kreuz ist schon seit vielen Jahrhunderten selbstverständlicher Teil unserer Kultur, so dass wir uns oft schon daran gewöhnt haben, dass Gott sich gerade im Leiden und Sterben seines Sohnes am Kreuz unüberbietbar offenbart hat.

Aber hinter der Botschaft vom Kreuz steckt eine Wahrheit von unfassbarer Sprengkraft, die zugleich eine Zumutung ist.

Der Apostel Paulus beschreibt es in 1. Korinther 1,18.22-25 so:

Mit der Botschaft vom Kreuz ist es nämlich so: In den Augen derer, die verloren gehen, ist sie etwas völlig Unsinniges; für uns aber, die wir gerettet werden, ist sie der Inbegriff von Gottes Kraft. … Die Juden wollen Wunder sehen, die Griechen fordern kluge Argumente.

Wir jedoch verkünden Christus, den gekreuzigten Messias. Für die Juden ist diese Botschaft eine Gotteslästerung und für die anderen Völker völliger Unsinn. Für die hingegen, die Gott berufen hat, Juden wie Nichtjuden, erweist sich Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn hinter dem scheinbar so widersinnigen Handeln Gottes steht eine Weisheit, die alle menschliche Weisheit übertrifft; Gottes vermeintliche Ohnmacht stellt alle menschliche Stärke in den Schatten.

Gott ging mit dem Kreuz Jesu einen Weg der Rettung, der für einen Teil der Menschen „Gotteslästerung“, für einen anderen Teil „völliger Unsinn“ ist. Unser natürliches Empfinden nimmt offensichtlich Anstoß am Kreuz, weil uns dort gerade nicht die Herrlichkeit, Größe, Kraft, Schönheit und Weisheit begegnen, die uns attraktiv erscheinen und unsere Blicke natürlicherweise auf sich ziehen. Stattdessen sehen wir Gottesferne, Ohnmacht, Schmerzen, Leid, scheinbare Niederlage, entwürdigendes Zur-Schau-gestellt-Werden und Zerbrochenheit.

Kein Mensch setzt sich diesem Anblick freiwillig aus. Er ist erschreckend!

Warum wählt Gott einen auf den ersten Blick so „abstoßenden“ und für viele Menschen geradezu widersinnigen Weg, um uns zu retten?

Paulus nennt einen der Gründe: Gott will all das, was uns so attraktiv erscheint – menschliche Stärke, natürliche Weisheit, unsere (vermeintliche!) Souveränität – in den Schatten stellen und ein für alle Mal alle menschliche Anstrengung und vermeintlichen Scharfsinn im wahrsten Sinne des Wortes durchkreuzen.

Warum? – Weil unsere Rettung eben nie auf menschlichen Vorzügen und Errungenschaften, nie auf dem, was natürlich attraktiv und stark ist, beruhen kann, sondern immer nur auf Gottes Gnade, Weisheit und Kraft.

Ich vermute, dass es neben vielen anderen Gründen noch einen weiteren Grund dafür gibt, dass Gott uns allein durch das Leiden und Sterben seines Sohnes rettet:

Nur wer bereit ist, sich durch das Kreuz Jesu mit der eigenen Schuld, der eigenen Gottverlassenheit, Ohnmacht, Zerbrochenheit, Angst, Hilflosigkeit, Verzweiflung und dem eigenen Schmerz konfrontieren zu lassen und nicht mehr die Augen davor verschließt, erfährt Rettung.

Denn: Das Kreuz ist Gottes Ort des Tausches: Dort trägt Jesus meine Schuld, meine Gottverlassenheit, meine Ohnmacht, meine Zerbrochenheit, meine Angst, meine Hilflosigkeit, meine Verzweiflung und meinen Schmerz.

Und er lädt mich zu einem großen Tausch ein, den ich täglich vollziehen und täglich erleben darf, so dass meine Schuld in seine Gerechtigkeit verwandelt wird, meine Ohnmacht und Hilflosigkeit in seine Kraft, meine Verzweiflung in seine Hoffnung.

Und dann geschieht genau das, was der Apostel Paulus beschreibt: Das Kreuz erweist sich als die „Kraft und Weisheit Gottes“. Die scheinbarer Niederlage wird zum herrlichen Sieg.

Ich wünsche uns allen eine Passionszeit, die von vielen solchen Erfahrungen geprägt ist.

 

Herzlichst, Euer

Daniel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

                                                                                                                                           

 

 

 

 

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